Stadtteil-Entwicklung

30. April 2022

Ein Plädoyer für Orte der Bewegung und Begegnung

Durch veränderte Einkaufsgewohnheiten und Verhaltensweisen sind die Stadtteile unter Druck geraten. Klassische Bankfilialen verschwinden, die Gastronomie kämpft mit kleinen Margen und Strukturproblemen. Schließungen setzen einen Abwertungsprozess in Gang und zurück bleiben Wettbüros, Ramschläden und Take-away-Buden und zuletzt Leerstände.

Wir diskutieren über Nachhaltigkeit, Nachverdichtung, Lärmschutz, mehr Freiraumgestaltung und kritisieren zurecht zugeparkte Fahrradwege, Autofahrer nutzen Schleichwege unter Missachtung von Tempolimit.

Was ist in den letzten Jahren auf der Strecke geblieben und was müssen wir tun, um die Potentiale im Stadtteil wieder sichtbar zu machen und wie können diese nachhaltig gestärkt werden?

Bedürfnisorientierung

Die Stadtteile müssen wieder bedürfnisorientierter gestaltet werden und sich zukünftig stärker zu Orten der Begegnung und Bewegung entwickeln. Dazu gehört eine ansprechende Architektur, vielfältige Gastronomie, Dienstleistungsangebote, ein attraktiver Einzelhandel sowie gut gestaltete Freiräume als lebendige Orte für Begegnungen.

Einige Städte und Kommunen suchen nach neuen Strategien gemeinsam mit Bürger:innen, um die Stadtteile neu zu strukturieren und den gesellschaftlichen Zusammenhalt neu zu definieren. Orte des Austauschs und des Lernens, Räume für Kultur und gemeinschaftliche Nutzungen, für neue Arbeitsformen und Experimente finden sich hier regelmäßig auf der Agenda.

Gemeinschaftsflächen

Bei allen größeren geplanten Neubauprojekte werden erfreulicherweise aktuell von vornherein Gemeinschaftsflächen und -räume, kleine Läden und Gewerbe für örtliche Initiativen im Erdgeschossbereich eingeplant. Damit diese Räume kostengünstig und längerfristig angeboten werden können, bedarf es jedoch neuer Finanzierungs- und Betreibermodellen. Vielfach sind hier gemeinwohlorientierte, gemeinschaftliche Wohnmodelle Vorreiter für eine innovative Quartiersentwicklung.

Suffiziente Quartiere

Lasst uns gemeinsam die Stadtteile in funktionsgemischte, suffiziente Quartiere mit bezahlbaren Wohnungen, kürzeren Wegen zwischen Wohnen, Arbeiten, Kitas, Schulen und Freizeit umbauen, einladende, geschützte Räume und Plätze zum konsumarmen Verweilen und Spielen, zum nachbarschaftlichen Austausch herstellen. Diese Revitalisierung, die Identität zum Stadtteil als „Kiez" prägt stärker als gemeinhin unterstellt das Antlitz und somit die Zukunft der gesamten Stadt, damit ein wesentlicher Baustein auf dem Weg zur „Rückkehr zum menschlichen Maß".

Gregor Lang (Direkt 22/01, Seite 17), E-P@st

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